Ziele der Heimatpflege:

Was bedeutet und was will Heimatpflege?

Heimatpflege will in enger Zusammenarbeit mit den Bürgern die kulturellen Überlieferungen der engeren Umgebung bewahren, schützen, entwickeln und fortführen. Sie will eine lebens- und liebenswerte Umwelt schaffen, erhalten und gestalten. Dazu gehören alle Bereiche des Lebens, die vom Menschen geschaffen wurden und die Kulturlandschaft, das immaterielle Kulturgut, wie das Brauchtum, das Interesse an der Geschichte, die Freude an der Volksmusik, dem Volkstanz, der praktizierten Mundart und der Tracht.

Sie will die Heimat vor Verlusten bewahren, Überliefertes in die Jetztzeit einbinden und neue Dinge mitgestalten und formen. Das beinhaltet aktive Mitwirkung beim Denkmalschutz, bei der Erstellung von Bauleitplanungen, Flächennutzungs- und Bebauungsplänen zur Gestaltung unserer Ortsbilder, Beratungen von Historischen- und Heimatvereinen, von volkskundlichen Museen, Trachtenvereinen, Laientheater- und Musikgruppen. Die Kontaktpflege zu Presse, Schulen und Kirchen kann wirksame Multiplikatoren gewinnen.

Der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen hat zur Erfüllung dieser Aufgaben zur Zeit drei Heimatpfleger für unterschiedliche Aufgaben bestellt.
Die Kontaktdaten der Heimatpfleger sind in der Homepage des Landratsamtes Neuburg-Schrobenhausen versteckt unter „Landkreis – Landratsamt – Fachbereiche – Kommunale Angelegenheiten“. Weitere Beiträge werden in der Landkreis-Homepage unter dem Suchbegriff „Heimatpflege“ gefunden.

Denkmalschutz

Der Erhalt unserer von Menschen geschaffenen Kulturgüter über der Erde (Baudenkmäler, Ensembles, bewegliche Ausstattung) oder unter dem Boden (Bodendenkmäler) findet nicht immer die Beachtung, die ihnen zukommt. Wie oft – und nicht nur von unbedarften Menschen – hört man „schiebt doch das alte Glump“ weg.
Wohl keiner käme auf den Gedanken, ein Schloss oder eine Kirche der Abrissbirne preiszugeben. Bei bürgerlichen Bauten oder Bauernanwesen ist man da schon großzügiger. Dabei sind es gerade diese Zeugen der Vergangenheit, die unseren Städten, Märkten und Dörfern den individuellen Reiz verleihen.

Und alles was unter der Erde an geschichtlichem Erbe schlummert, ist es wert erhalten zu bleiben. Im Boden ist es gut aufgehoben. Nur im Notfall, wenn in den Boden eingegriffen werden soll, muss es ausgegraben, gehoben, gesichert und erforscht werden. Das sind wir unserer Geschichte schuldig.

Wir alle sind verantwortlich und können dazu beitragen, dass unsere Denkmäler nicht nur gesichert, sondern ihre Ausstrahlung durch sinnvolle Nutzungen zur Geltung kommen – und wenn es nur durch ein beherztes Eintreten für die Belange des Denkmmalschutzesist.

Denkmaleigentümer, die ihrem Erbe nicht wieder den alten Glanz geben können oder wollen, sollten vielleicht darüber nachdenken, zu verkaufen. Die von mir initiierte Dankmalbörse des Landratsamtes hat bisher sehr erfolgreich über einen Verkauf gebaute Geschichte retten können. Es gibt immer Interessenten für solchen Objekte. https://www.neuburg-schrobenhausen.de/denkmalbörse

Zusätzliche Informationen erhalten Sie unter https://www.neuburg-schrobenhausen.de/denkmalschutz

Stadt- und Dorfbilder

Wie kann es kommen, dass bei einem Fotowettbewerb im Landkreis bei fast sechshundert eingereichten Arbeiten neben wenigen Einzelgebäuden kein einziges Ortskernbild dabei ist? Sind unsere Orte nicht mehr fotogen? Oder werden sie als wenig attraktiv wahrgenommen? Ist es nur noch die Natur, wie in dem Wettbewerb, die für eine schöne Heimat steht?

Meist haben gewachsene Ansiedlungen charakteristische, unverwechselbare, ansehnliche Ortskerne. Diese unterliegen zumeist keinem Bebauungsplan oder sonstiger Vorschriften wie bei Neubaugebiete.

Nur allzu leicht können historisch gewachsene Ortszentren und Strukturen durch unsensible Abrisse und Neubauten ihre Unverwechselbarkeit und damit den Wohlfühl-Faktor verlieren.

Die Kommunen bzw. ihre politischen Vertreter sind aufgerufen, innerhalb ihrer Planungshoheit, ein gefühlvolles Augenmerk auf ihre gewachsenen Ortsbilder zu werfen.

Leicht könnten auch Gestaltungssatzungen (wie bei den beiden Städten Neuburg und Schrobenhausen) störende, zuweilen sogar verunstaltende Auswüchse verhindern. Das heißt nicht Konservierung um jeden Preis. Auch Neues, sogar ganz Modernes, kann sich gut einfügen. Es muss nur mit besonderem Gespür geschehen. Eine Discounter-Architektur ist bestimmt kein Ersatz für ein altes, ortsbildprägendes Ökonomiegebäude. Neuschwanstein mit etlichen Türmchen oder antike Tempelanlagen im Miniformat beim Einfamilienhausbau stören eher, als dass sie auf Dauer gefallen.

Liebe kommunale Entscheidungsträger, bitte achten Sie bei Bauvorhaben auf Verträglichkeit in Ihren Ortskernen. Bewerten Sie auch bitte Flächennutzungs- und Bebauungspläne hinsichtlich guter, vielleicht auch herkömmlicher und dennoch zeitgemäßer Baukultur. Traditionelle Dachneigungen und –eindeckungen, einfache Baukörper und harmonische Fensteranordnungen sprechen besser an als alle Verkünstelungen oder „Kunst am Bau“. Handwerkskunst unterstreicht die Baukultur besser als jede industrielle Poliertheit und Perfektion. Sie haben es auf der Hand, dass Ihr Ort so ansprechend bleibt wie bisher – oder gar besser wird. Die Bayerische Bauordnung ist dafür leider keine Leitlinie mehr. Sie lässt jeden Unfug zu, wenn er nur die technischen Vorgaben erfüllt.

Historisches Bewusstsein

Viele Eindrücke, die uns alltäglich die Umgebung vermittelt, werden verständlicher, wenn wir über ihr Werden und ihre Geschichte wissen. Das können ganz kleine, unscheinbare Dinge sein: ein Haus, ein altes Schriftstück oder eine vergilbte Fotographie, ein Flurdenkmal, eine Kapelle am Wegrand, die Fluraufteilung, die Ortsgestaltung; ein alter Grabstein und, und, und.

Die sehr oft negativ empfundene Erinnerung an den schulischen Geschichtsunterricht kann verdrängt werden, wenn man die unmittelbar, jeden Tag spürbare Umgebung mit offenen Augen aufnimmt.

Das Bedürfnis ist da. Es wird sichtbar, wenn man den Zustrom und die Begeisterung bei bebilderten Vorträgen über das eigene, engere Umfeld erlebt.

Werden auch Sie eine „Historikerin“, ein „Historiker“ für Ihr Haus, Ihre Familie oder Ihren Ort. Die Heimatpfleger helfen Ihnen dabei. Es sind aber auch die im Landkreis aktiven Heimat- und Geschichtsvereine, die sich um die kleine Historie kümmern, die Geschichte, die bei der großen Weltgeschichte durchs Sieb gefallen ist.

So gibt es in Neuburg einen Historischen Verein Neuburg an der Donau e.V., der seit 1833 zu den ältesten in ganz Bayern zählt. Seine Sammlungen sind überregional ganz besonders bedeutend. Auch in Schrobenhausen gibt es seit etwa 120 Jahren einen Historischen Verein Schrobenhauen e.V.. Der Kulturhistorische Verein Donaumoos e. V. bemüht sich besonders um das geschichtliche Erbe im Donaumoos. Der Familien- und Heimatforscherverein im Schrobenhausener Land e.V. hat die Genealogie und deren Auswertung im Blick. Besonders aktiv sind auch der Heimatverein Ehekirchen, der Heimatgeschichtliche Verein Burgheim e.V., sowie der Historische und Festspielverein Rennertshofen e.V.. Ale diese Vereine leisten gute Arbeit und verbreiten das Geschichtsbewusstsein auf lokaler Ebene. Eine aktive Mitarbeit der Bürger bei Ausstellungen, Sammlungen von alten Schrift-, Bild-, Film- und Tondokumenten, Teilnahme an Vorträgen fördert die lokale Mikro-Forschung. Helfen auch Sei mit, Sie werden eine große Freude dabei erleben und davon persönlich profitieren.

Brauchtum, Musik, Tanz, Tracht und Mundart

Kirchliches und weltliches Brauchtum hat große Tradition in unserm Landkreis. Die Liste reicht – ohne Anspruch auf Vollzähligkeit – von Heilig-Drei-König über Osterfeuer, Speisenweihe, Prozessionen und Wallfahrten und Kräuterboschen am Frauentag bis zur Christmette. Andererseits sind Faschingsumzüge, Sonnwendfeuer, Schützen-, Trachten- und Feuerwehrfeste mit Umzügen, den Maien einer Geliebten oder der Ungeliebten einen Besen stecken,  historische Veranstaltungen, Maibäume oder Hochzeitsbäume aufstellen allseits beliebt. Es gibt so viele Ereignisse, die sich im Laufe langer Zeit eingebürgert haben, dass den Menschen unbewusst etwas abginge, wenn sie nicht mehr gepflegt würden. Dazu gehören auch ein zünftiger Schafkopf, ein heiter-ernstes Eisstockschießen oder nur ein gemütlicher Biergartenbesuch mit guten Bekannten.

Wirtshaussingen mit Ernst Schusser vom Volksmusikarchiv Oberbayern

Eng damit verbunden ist fast immer Musik, Musik aller Art: Blasmusik, Tanzl- oder Stubenmusik, gemeinsames Singen, Pop- oder Rock, Klassik, Salon- oder Chormusik. In unserem Landkreis gibt es eine unzählbare Musiklandschaft. Träger sind viele Kleingruppen und große Ensembles. Letztere sind durch die Ausbildungsaktivitäten die Multiplikatoren. Es gibt kaum eine schönere Beschäftigung für Kinder und Jugendliche, als ein Instrument zu lernen und dann in der Gemeinschaft zu musizieren. Das bleibt bis ins Erwachsenenalter, fördert Gemeinsinn und erzeugt Heimat– bei jeder Art v on Tonkunst.

Wo Volksmusik ertönt, da sind auch die Tänzer nicht weit. Es gibt in Neuburg-Schrobenhausen mindestens vier Tanzmeister, die mit ihren Partnerinnen zum Volkstanz anleiten und animieren. Versuchen Sie es einmal! Es macht wirklich Spaß, und dazu brauchen Sie kein Trachtengewand.

Schützenfestumzug in Weichering

Apropos Trachten: Im Landkreis werden die unterschiedlichsten Trachten gepflegt. Es sind die Miesbacher Tracht, die von Zuzüglern zu Beginn des 20. Jahrhunderts importiert wurde, oder die Pfälzer Tracht, die mit den Donaumooskolonisten hierher kam. Dann gibt es Stadttrachten in Schrobenhausen und in Neuburg. Abgerundet wird das Spektrum durch die Lechrainer Kleidersitte, die im südlichen Teil des Landkreises vom Lech her bis zur Holledau getragen wurde. Wenn es auch nur zwei Trachtenvereine gibt – die Donautaler in Neuburg und d`Birkastoana im Donaumoos – , so pflegen auch Heimatvereine, Musikanten oder Schützenvereine das Trachtenwesen.

Was für das gemeinsame Musizieren zutrifft, das bewährt sich auch beim Laientheater. Fast in jedem Dorf gibt es Laienspielgruppen, die teilweise beträchtliche schauspielerische Leistungen hervorbringen. Auch wenn es nicht zu viele selbstständige Theatergruppen sind, vielfach produzieren sich Feuerwehren, Schützen- oder Burschenvereine auf ausverkauften dörflichen Bühnen, sehr zur Freude der begeisterten Zuschauer. Auf diesen Bühnen wird ganz nebenbei auch noch die Mundart erhalten und weitergegeben. Es wäre schön, wenn es auch noch ein paar Lehrerinnen oder Lehrer gäbe, die unseren Schulkindern den Dialekt vermitteln könnten. Was helfen alle kultusministeriellen Bemühungen dazu, wenn es keine Vermittler der Mundart mehr gibt.

Aktuelles:

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